Fortbildung zur „Reflective-Functioning-Scale“

22.- 24.07.2016

Prof. Dr. Taubner

Fortbildung zur „Reflective-Functioning-Scale“

Der „Reflective-Functioning-Skale“ (RFS) liegt das „Adult Attachment Interview“ zugrunde, an dem die Mentalisierungsfähigkeit eines Jugendlichen oder Erwachsenen reliabel und valide erfasst werden kann.

Das Mentalisierungskonzept gilt als eine der innovativsten wissenschaftlichen Neuerungen der letzten Jahrzehnte. Es beschäftigt sich damit, in welchem Ausmaß und wie akkurat psychische Befindlichkeiten genutzt werden, um zu verstehen, wie sich das eigene und das Verhalten anderer begründet. Dabei gilt die Fähigkeit, andere und sich selbst interpretieren zu können als Schlüssel zur psychischen Gesundheit. Im Umkehrschluss zeigen empirische Ergebnisse auf, dass gravierenden psychischen Beeinträchtigungen wie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung, aber auch bei Störungen des Sozialverhaltens oder affektiven Störungen häufig eine niedrige oder störbare Mentalisierungsfähigkeit zugrunde liegt.

Die Diagnostik der Mentalisierungsfähigkeit kann sowohl für die Arbeit von klinischen Psychologen als auch in der familienrechtlichen Begutachtung von großer Relevanz sein: So gilt eine gut ausgeprägte reflexive Fähigkeit als ein bedeutsamer Resilienzfaktor. Mentalisierung wird auch als „Immunsystem der Psyche“ bezeichnet und kann ausschlaggebend dafür sein, dass transgenerationale Prozesse der Weitergabe von Bindungstraumatisierungen durchbrochen werden. Aber auch die Diagnostik einer niedrigen Mentalisierungsfähigkeit bietet bedeutsame Anknüpfungspunkte: Bei Begutachtungen beispielsweise können Gefährdungsfaktoren besser zugeordnet werden und Hilfe – oder Therapieprozesse gezielter empfohlen werden.

Die Fortbildung wird eine Einführung in das Konzept des Mentalisierens umfassen und die Teilnehmer zur Durchführung und Auswertung des Interviews nach der RFS befähigen. Wer das Interview später reliabel durchführen können möchte, kann im Anschluss an die Fortbildung – und nach der Bewertung von zehn transkribierten Interviews –  eine Reliabilitätsprüfung absolvieren.

Die Veranstaltung ist anerkannt für die Fortbildung in Rechtspsychologie BDP/DGPs (10 UE)

Die Referentin:

Prof. Dr. Svenja Taubner, Professorin für Psychosoziale Prävention, Universitätsklinikum Heidelberg

Frau Prof. Dr. Taubner lehrt und forscht seit vielen Jahren – zunächst an der Universität Klagenfurt, jetzt am Universitätsklinikum Heidelberg – zur Bedeutsamkeit von Mentalisierung und Bindung als Resilienzfaktoren zur Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit und bei der Bewältigung psychischer Traumata.

Literaturempfehlungen:

Taubner, S. (2015): Konzept MentalisierenPsychosozial-Verlag, Gießen.
Bolm, T. (2015): Mentalisierungsbasierte TherapieErnst Reinhardt Verlag.