Fortbildung zum „CARE-Index“

27.-28.10.2017

Peter Kälble

Fortbildung zum „CARE-Index“

CARE-Index in der Begutachtung: Videogestützte Säuglings- und Kleinkind-Interaktionsbeobachtungen in der familienrechtspsychologischen Begutachtung zur Identifizierung von Gefährdungslagen oder konkretem Interventionsbedarf

Ziel der Fortbildung: Erwerb von Grundlagenwissen, welches zum Einsatz des „CARE-Index“ in der familienpsychologischen Begutachtung befähigt (die reliable Auswertung erfolgt in Kooperation mit entsprechend trainierten Codern)

Was macht die Methode des CARE-Index für familienrechtliche Gutachter so wertvoll?

Jeder Familienrechtsgutachter kennt die Situation: Ein Auftrag, Säuglinge oder Kleinkinder im Hinblick auf fragliche Kindeswohlgefährdungen zu begutachten, löst erheblichen Druck aus: Derart junge Kinder sind besonders verletzlich und können körperliche oder emotionale Mangelversorgung noch nicht eigenständig regulieren oder kompensieren. Einbrüche in der elterlichen Fürsorgefähigkeit können schnell zu gravierenden Schäden mit oftmals langfristigen Auswirkungen führen. Informationsquellen, um im Rahmen der Begutachtung Aufschluss über die Befindlichkeiten des Babys zu erheben, sind dagegen meist beschränkt auf Verhaltens- und Interaktionsbeobachtungen. Aber auch an diese Methode werden zunehmend hohe Qualitätsansprüche gestellt und gefordert, dass sie den wissenschaftlichen Gütekriterien entsprechen soll.

Die videogestützte Interaktionsbeobachtungsmethode des von der Bindungsforscherin Patricia Crittenden entwickelten CARE-Index (Child-Adult-Relationship-Experimental-Index) stellt eine optimale Verbindung dieser Anforderungen dar: Die Validität und Reliabilität des CARE-Index wurde in mehreren internationalen Studien nachgewiesen. Er ist das bisher einzige Analyseverfahren, das versteckt feindseliges Verhalten des Elternteils identifizieren, und bei Säuglingen echte von vorgetäuschter Kooperation unterscheiden kann. Der Care-Index lässt darüber hinaus eine sichere Identifizierung von gefährdeten Eltern-Säuglings-Dyaden zu und bietet die Möglichkeit, die zugrundeliegenden spezifischen Schwierigkeiten in der Beziehung zu extrahieren. Aus den identifizierten Verhaltensmustern der Elternteile lassen sich Prognosen zur Art der Gefährdung ableiten: So deutet beispielsweise ein stark nicht-responsives Verhalten auf Seiten der Eltern auf die Gefahr einer Vernachlässigung hin, wohingegen stark kontrollierendes Verhalten auf Elternseite die Gefahr übergriffiger Verhaltensweisen beziehungsweise von Misshandlungen birgt.

Maßgeschneidertes Training für Familienrechtsgutachter:

Das Training des CARE-Index erfordert in der Regel einen enormen Zeitaufwand und jahrelange Übung, bis er ausreichend reliabel angewendet werden kann. Um aufgrund der großen Relevanz für viele gutachterliche Fragestellungen dennoch die Option zu eröffnen, dass er von einem größeren Kreis von Sachverständigen angewendet werden kann, bietet die Praxis Familie und Recht erstmalig ein speziell für Gutachter konzipiertes Seminar: Das Training weist in die Grundzüge der Methode ein, sodass ein ausreichendes Verständnis für die Kriterien, signifikanten Erkennungsmerkmale und Muster erworben wird. Auf dieser Basis besteht die Möglichkeit, später die abschließende Auswertung eigener Videos durch reliable Coder durchführen zu lassen.

Literaturhinweise

Besier, T.; Ziegenhain, U.; Fegert; J. &  Künster; A.-K. (2012): Einsatz von Bindungsdiagnostik bei familiengerichtlicher Begutachtung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie: Band 61, Ausgabe 4, S. 255-270.

Crittenden, P. (2005): Der CARE-Index als Hilfsmittel für die Früherkennung, Intervention und Forschung. Frühförderung interdisziplinär.

Nicole Letourneau, Penny Tryphonopouloss: Der CARE-Index. Ein Instrument zur Erfassung der Beziehungsqualität zwischen Bezugsperson und Kind ab der Geburt. In: Martin Stokowy, Nicola Sahhar (Hrsg.): Bindung und Gefahr. Das Dynamische Reifungsmodell der Bindung und Anpassung. Gießen: Psychosozial-Verlag, 2012. S. 19-32

Sidor, A.: Dyadische Interaktionsdiagnostik: CARE-Index, in: Frühe Kindheit 0-3 Jahre. Hrsg: Cierpka, M., Springer Berlin Heidelberg 2014, S. 468 – 473.

Der Referent:

Herr Peter Kälble, Dipl.-Pädagoge
Analytischer Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut,
Lehrtherapeut am Institut für Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Köln.

Ausgebildet in den Verfahren: Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Gestalttherapie, Säuglings-/Kleinkind-Elternberatung und Psychotherapie (SKEPT), Psychotraumatherapie (EMDR), CARE-Index bei Patricia Crittenden; langjährige Erfahrung in der Behandlung von Säuglingen. www.schreiambulanz.org

Eckdaten der Fortbildung

Daten:
27.10.2017: 11:00 – 18:00 Uhr
28.10.2017: 09:30 – 16:00 Uhr

Kosten: 220 Euro zzgl. MwSt.

Die Veranstaltung ist anerkannt für die Fortbildung in Rechtspsychologie BDP/DGPs